Wenn es um antikes Silber geht, fällt unweigerlich der Name einer Stadt: Kopenhagen. Spätestens seit dem 19. Jahrhundert ist die dänische Hauptstadt das Mekka der Silberschmiedekunst. Berühmte Handwerker wie Georg Jensen und Evald Nielsen prägten die Silberverarbeitung über Epochen und Landesgrenzen hinweg. Dass die dänische Silberindustrie so ein hohes Ansehen hat, liegt neben den beliebten Designs und der hochwertigen Verarbeitung auch an der weiten Verbreitung von Silberwaren in der Bevölkerung. Während in Deutschland reine Silberbestecke kaum verbreitet sind und selbst versilbertes Besteck lediglich am Sonntag mal auf der Kaffeetafel liegt, sieht das in Dänemark anders aus. Von der Ober- bis zur Mittelschicht waren Silberbestecke bis vor einigen Jahrzehnten zu jeder Tageszeit der Standard. Die hohe Nachfrage wiederum bot den Silberschmieden einen idealen Ort, um in dem Geschäft Fuß zu fassen und mit eigenen Produkten aufzutrumpfen.
Dänische Schmiedekunst von Evald Nielsen
Silberarbeiten von Evald Nielsen sind etwas ganz Besonderes. In seinen Entwürfen verbindet er edles Silber mit einer sachlichen Linienführung sowie Ornamenten in Form von Blumen und Früchten. Mit dieser Verbindung des Organischen und Anorganischen hält er seiner Zeit den Spiegel vor: Das frühe 20. Jahrhundert wurde geprägt von Umbrüchen und Kontrasten. Es entstanden die ersten Großstädte, Maschinen schufen neue Arbeitsplätze und es bildeten sich neue soziale Schichten. Für die Menschen aus dieser Zeit ergeben sich aus der Entwicklung viele neue Fragen, manche fühlen sich überrollt oder wünschen sich zurück in die Vergangenheit. Schon mit der Romantik kam der Wunsch auf, der komplizierten Lebensrealität den Rücken zu kehren und sein Heil in der Natur zu suchen. Mit der zweiten industriellen Revolution hatte dieses Lebensgefühl wieder Hochkonjunktur. Einige Künstler entdecken jedoch in dem Epochenwechsel neue Chancen und sublimieren die Gefühle der Entfremdung in Versuchen der Annäherung. Kunststile wie der Jugendstil und der Art déco vereinen das Natürliche mit dem Künstlichen und schaffen so etwas von neuem Wert. Mit Besteckserien wie „Krokus“ und „Weintraube“ reihte sich Evald Nielsen in diese Tradition ein und schuf beeindruckende Monumente, die auch heute noch zum Staunen anregen.